Landkreistag Baden-Württemberg und Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg fordern das Land zum Handeln auf.
"Auch wenn die ärztliche Versorgung in Baden-Württemberg momentan noch zufriedenstellend ist, drohen in einzelnen ländlich geprägten Gebieten echte Versorgungslücken aufzubrechen! Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren weiter dramatisch verschärfen, wenn wir nicht bereits heute entschieden gegensteuern“, erklärten Landrat Detlef Piepenburg (Landkreis Heilbronn), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Landkreistags Baden-Württemberg, und Dr. Norbert Metke, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, am 17. November 2017 in Stuttgart.
„Im Landesdurchschnitt sind über ein Drittel der Hausärzte und fast ein Viertel der Fachärzte über 60 Jahre alt. In den nächsten zehn Jahren werden daher rund 10.000 neue Ärzte und Psychotherapeuten in der ambulanten Versorgung benötigt, um zumindest den Status Quo zu bewahren, “ erläuterte Metke. Der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Johannes Fechner, ergänzt: „Über 1.100 Hausärztinnen und Hausärzte sind bereits über 65 Jahre alt. Ihnen gebührt hohe Anerkennung, dass sie bislang die Versorgung über die Pensionsgrenze hinaus aufrecht erhalten. Es ist aber vorhersehbar, dass in den kommenden 1-2 Jahren in vielen Regionen gleichzeitig viele Hausarztpraxen ohne Nachfolger schließen werden. Der Ärztemangel wird sich auch im reichen Baden-Württemberg dramatisch verschärfen“.
Längerfristig betrachtet dürfte der Bedarf sogar noch höher liegen, zeigten sich Piepenburg und Metke überzeugt. „Denn zum einen steigt in einer alternden Gesellschaft der Bedarf an medizinischer Versorgung, zum anderen ist die durchschnittliche Arbeitszeit pro Arzt stark rückläufig“, erklärte Piepenburg. Ein wesentlicher Grund hierfür seien die gestiegenen Ansprüche an die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf. Es sei davon auszugehen, dass sich diese Tendenz auch in Zukunft noch weiter verstärken werde
Zwar lasse sich – so Piepenburg und Metke – das besorgniserregende Problem des Ärztemangels sicherlich nicht durch eine einzelne Maßnahme bewältigen. Allerdings sei für das zu schnürende Maßnahmenpaket eine Sofortmaßnahme in jedem Fall unverzichtbar: „Wenn eine angemessene ärztliche Versorgung für die Zukunft sichergestellt werden soll, müssen umgehend ausreichend Haushaltsmittel bereitgestellt werden, damit die Zahl der Studienplätze im Fach Humanmedizin um mindestens 10 Prozent erhöht werden können,“ stellten Landrat Piepenburg und Vorstandsvorsitzender Metke aus ihrer Sicht klar. Sie betonten: „Eine ausreichende Versorgung mit Ärztinnen und Ärzten sicherzustellen, gehört zum Kernbereich staatlicher Daseinsvorsorge. Das Land steht daher in der Pflicht, wenn es darum geht, das Angebot an Studienplätzen mit dem objektiven Bedarf in Einklang zu bringen.“
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