Pünktlich zum Weltdrogentag wurde der Europäische Drogenbericht 2024 veröffentlicht. Auf der Grundlage von Daten aus 29 Ländern gibt der Online-Bericht einen aktuellen Überblick über die Drogensituation in Europa und untersucht langfristige Trends und neue Bedrohungen. Die umfassende Analyse erstreckt sich sowohl auf den Drogenkonsum und das Drogenangebot als auch auf drogenbedingte Schädigungen und die Maßnahmen in Reaktion darauf. Aber nicht nur der Konsum illegaler Drogen stellt eine Herausforderung dar. Nach wie vor sterben jährlich bundesweit rund 150.000 Menschen an den Folgen ihres Alkohol- und Tabakkonsums. Der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Baden-Württemberg, Prof. Dr. Alexis von Komorowski, das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg, Ralf Broß, und der Geschäftsführer der Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg, Dr. John Litau, erklären hierzu:
„In den letzten Jahren sind insbesondere die Beratungsprozesse zunehmend komplexer geworden. Dies hängt zusammen mit einem deutlichen Anstieg des Mischkonsums vor allem auch bei jüngeren Menschen sowie zahlreichen neuen Entwicklungen, wie z. B. der deutlichen Verlagerung des Glücksspiels in das Internet. Die Corona-Pandemie hat diese problematische Entwicklung sicherlich begünstigt. Gleichzeitig sind die dauerhaften Herausforderungen, die sich aus der Cannabis-Legalisierung für Erwachsene ergeben, noch längst nicht umfänglich abzusehen. Suchtexperten sind sich allerdings seit Jahren einig, dass die Präventionsangebote flächendeckend ausgebaut werden müssen. Dass die Festbetragszuwendung des Landes i. H. v. 17.900 Euro pro Vollzeitstelle trotz etlicher Tarifabschlüsse seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht angepasst wurde, passt da nicht ins Bild.“
Hintergrund:
Ca. 50.000 Menschen aus Baden-Württemberg suchen jährlich Hilfe in rund 100 Suchtberatungsstellen. Baden-Württemberg kann sich glücklich schätzen, dass in Anbetracht dieser großen Herausforderungen ein flächendeckendes Netz an Beratungsstellen besteht. Nahezu 500 Fachkräfte arbeiten in den landesweit etablierten kommunalen Suchthilfenetzwerken sehr eng und vertrauensvoll mit den Verantwortlichen für Suchtprävention und -hilfe in den Stadt- und Landkreisen zusammen. Die Hauptlast der Suchthilfe wird von den Stadt- und Landkreisen getragen. Das Land beteiligt sich mit einer Festbetragszuwendung, die jedoch seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht angepasst wurde. Das ist defacto eine latente Kürzung der Mittel und stellt die Beratungsstellen vor existentielle Probleme.
Ein drohender Anstieg von Suchtklientinnen und -klienten sowie die wachsenden Aufgaben in der Prävention wären derzeit von den Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg nicht zu bewältigen. Die gegenläufige Entwicklung von mehr Bedarf in der Suchthilfe und -prävention einerseits und faktische Mittelkürzung andererseits, ist ein großes Problem. Die beteiligten Organisationen sehen den Bestand der Suchtberatungsangebote in Baden-Württemberg durchaus bedroht. Sie fordern daher eine realistische Erhöhung der Fachkraftzuschüsse des Landes für den Haushalt 2025/26 und eine künftige Dynamisierung des Landeszuschusses gemäß der Tariferhöhungen.