Landkreistagspräsident Walter: „Ein großer Wurf und bedeutsamer Meilenstein in der Geschichte Baden-Württembergs“
Am 1. Januar 1973 trat das Kreisreformgesetz in Baden-Württemberg in Kraft. Aus 63 Landkreisen wurden 35. Dem vorausgegangen waren teils heftige und emotionale Debatten. 32 von 35 Landkreisen wurden neu geschaffen, nur drei blieben weitgehend unverändert. Ziel der Reform war es, die Kreisebene fit zu machen für die zunehmend komplexer werdenden Aufgaben etwa in den Bereichen Abfallentsorgung, Verkehrswesen, Bildungsinfrastruktur oder Krankenhausversorgung.
Im Rahmen eines Festakts am heutigen Freitagabend, zu dem der Landkreistag Baden-Württemberg rund 300 Gäste aus Politik, Verbänden und Wirtschaft geladen hatte, wurden das fünfzigjährige Jubiläum der Kreisgebietsreform und die Leistungen der Landkreise für die Menschen in Baden-Württemberg eingehend gewürdigt.
„Vertrauen in Politik und Institutionen entsteht durch gute und verlässliche Arbeit – und die wird in Baden-Württemberg geleistet. Auch und gerade in unseren Landratsämtern. In normalen Zeiten sowieso – aber erst recht in Krisenzeiten. Ohne unsere Landkreise hätten wir die vielen Krisen der letzten Jahre nicht meistern können“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Und wir haben weitere Kraftanstrengungen vor uns: Wir müssen die Energiewende erheblich schneller umsetzen, gemeinsam die Krankenhauslandschaft modernisieren und unsere Schulen wieder besser machen. Dafür brauchen wir die Landkreise als verlässliche Verwalter und Gestalter!“
„Die Kreisgebietsreform gehörte seit der Gründung unseres Landes Baden-Württemberg im Jahre 1952 mit zu den größten und bedeutsamsten Ereignissen der Landespolitik. Mit der vor 50 Jahren gefundenen Struktur der Landkreise haben wir in Baden-Württemberg die Grundlage dafür gelegt, dass wir auch im 21. Jahrhundert über eine kräftige kommunale Ebene für die örtlichen und überörtlichen Aufgaben verfügen. Die Landkreise sind kompetente, bürgernahe und bürgerfreundliche Dienstleister, sie stellen sich den jeweiligen Herausforderungen der Zeit und sind dabei verlässliche Partner für die Landesregierung. Den Landkreisen und dem Landkreistag danke ich ganz herzlich für das großartige kommunale Engagement für unser aller Gemeinwesen. Mit Stolz und Zufriedenheit können die Landkreise und der Landkreistag auf 50 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Den Landkreisen und allen Bürgerinnen und Bürgern wünsche ich alles Gute und eine glückliche Zukunft. Als Innen- und Kommunalminister stehe ich weiter fest an der Seite unserer Kommunen: Wir stehen auch künftig zusammen und schaffen gemeinsam Zukunft“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innen- und Kommunalminister Thomas Strobl.
„Die Kreisreform von 1973 war ein großer Wurf und ein bedeutsamer Meilenstein in der Geschichte Baden-Württembergs“, betonte der Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg, Landrat Joachim Walter. Seither habe sich der Gebietszuschnitt der Kreise nicht mehr geändert. Und dies aus gutem Grund. „Schließlich haben die Landkreise unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, hohe Verwaltungskraft und fachliche Professionalität mit Bürger- und Unternehmensnähe erfolgreich zu verknüpfen“, so Walter. Aus diesem Grund seien die Landkreise in der Folgezeit auch weiter gestärkt worden, nämlich im Zuge der Verwaltungsreformen von 1995 und 2005 durch die Übertragung etlicher staatlicher Aufgaben auf die Landratsämter. „Dass die 35 baden-württembergischen Landkreise buchstäblich gut in Form sind, haben sie gerade in den vergangenen, krisenreichen Jahren eindrücklich unter Beweis gestellt. Die Aufnahme Schutzsuchender in den Jahren 2015/2016, die Bewältigung der Corona-Pandemie sowie in den letzten Monaten die Versorgung der zahlreichen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wären ohne leistungsstarke Landkreise mit ihren lebendigen Zugängen in die Zivilgesellschaft hinein nicht möglich gewesen“, unterstrich Landkreistagspräsident Walter.
Im Rahmen des Festakts, der von der SWR-Moderatorin Jana Kübel moderiert wurde, diskutierten Ministerpräsident Kretschmann, der Stv. Ministerpräsident und Kommunalminister Thomas Strobl sowie Landkreistagspräsident Walter in zwei Talkrunden gemeinsam mit der 12fachen Paralympics-Siegerin und VdK-Präsidentin Verena Bentele, dem Sänger, Komponisten und Musiker Max Mutzke, dem Unternehmer Dr. Nikolas Stihl, der Lörracher Landrätin Marion Dammann und dem Freiburger Politikprofessor Ulrich Eith die Themen „Landkreise als Heimat“ und „Landkreise – Quo Vadis?“. Dabei ging es neben einem Blick zurück auf die Zeit der Kreisreform auch um die Herausforderungen der Zukunft – und wie gut die Landkreise für diese gewappnet sind.